Der frühe Morgen klopft gelassen an das Fenster. Der Nachttau ist noch nicht verdunstet, meine Katze Nero Corleone bettelt um ihr Frühstück. Durch die Ritzen der Fensterläden dringen helle Sonnenstrahlen, sie lassen den Staub tanzen.
Meine ersten Gedanken gelten dem erwachenden Frühlingstag. Heute werde ich mich mit Ruth Franziska treffen. Wie wunderbar! Ruth Franziska ist eine Herzensfreundin von mir aus der Zeit unserer Adoleszenz. Wir haben zusammen in der gleichen Apotheke gearbeitet. Ruth war eher still und überlegt, ich wurde herumgeweht von einem Wirbelwind. Ruth ging durch dick und dünn an meiner Seite.
Ich erinnere mich, dass sie mich oft fragte "Wie fühlt sich ein wildes Leben an?" Wir waren sehr verschieden, damals. Trotzdem fühlte ich mich bei ihr wohl, sie hat diese seltene Gabe, die Menschen mit Empathie aufzunehmen. Die Augen von Ruth leuchten immer vor Freude, selbst wenn ihr die Tränen kommen.
Ruth hat vor wenigen Wochen ihren Lebenspartner Maximilian verloren. Maxi ist gestorben, ganz plötzlich, ohne warnende Zeichen zu geben. ...
